Fahrlässige Täuschung

 

Über das gute Gefühl beim Töten

Wer nicht einsieht, dass die Aufrüstung Deutschlands ein Spiel mit dem Feuer ist und hofft, ein neuer kalter Krieg werde den Frieden sichern, muss den Jungen erklären, wofür es sich zu kämpfen und zu sterben lohnt. Das ist gar nicht so einfach. Marina Kormbaki vom Spiegel schlägt vor, die jungen Bürger mit Lockangeboten für den Kriegsdienst zu gewinnen. Wer dient, bekäme einen kostenlosen Führerschein oder den erleichterten Zugang zum Wunschstudium.  Warum nicht auch Freifahrten auf dem Hamburger Dom oder lebenslang einen Gutschein beim Friseur?


Wie blöd muss man sein, die Jugend für so blöd zu halten? Frau Kormbaki traut ihrem Vorschlag selbst nicht und fordert schließlich eine Allgemeine Dienstpflicht. Bisher gibt es sie nicht, weil das Grundgesetz Zwangsarbeit verbietet. Ausnahme: die Landesverteidigung. Woran deutlich wird: schon die Vorbereitung des Krieges gefährdet die Freiheit der Bürger. Wer Krieg führen will, muss bereit sein, die Grundrechte, die verteidigt werden sollen, einzuschränken. 


Die künftige Bundesregierung muss rasch dafür sorgen, dass die Streitkräfte in größerem Stil einstellen können, mit einer digitalen Wehrerfassung, lokalen Rekrutierungsbüros und Ausbildern, die den jungen Menschen das Gefühl geben, etwas Sinnvolles zu tun, fordert die Spiegel-Frau. Vom Feeling her habe ich dazu ein schlechtes Gefühl. Eine perfekte digitale Erfassung und aufdringliche Werbung werden das Problem nicht lösen. Man frage die Männer, die seit drei Jahren in den ukrainischen Schützengräben liegen, ob ihnen nichts Sinnvolles zu tun einfiele.


Für so viel Realismus fehlt den Kriegssüchtigen in der Regel der Mut, weiß ich aus meinen Begegnungen mit Jugendoffizieren.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0