Über die Notwendigkeit, jetzt etwas für Frieden zu tun
Die Redaktion des Süddeutsche Magazin stellt ihrer Leserschaft 25 Fragen, um zu testen, wie kriegstüchtig sie ist. Eine lautet: Wenn Sie sich entscheiden müssten: würden Sie lieber in Freiheit oder in Frieden leben? Ich finde es seltsam, auf welchem Niveau über Krieg und Frieden nachgedacht wird. Denn in der Praxis existiert die Alternative Frieden oder Freiheit nicht. Freiheit setzt Frieden voraus. Frieden gibt es nicht ohne Freiheit.
Für welche Freiheit würde ich sterben? Für die Meinungsfreiheit? Für die Freiheit, auf der Autorbahn Gas geben zu dürfen? Für den freien Handel? Für die Freiheit, meine Sprache sprechen zu dürfen? Für die freie Religionsausübung? Für die Freiheit, zum Demonstrieren auf die Straße zu gehen? Für die Reisefreiheit?
Wenn ich als Christ oder Muslim das Leben auf der Erde als Jammertal betrachte, lasse ich vielleicht mein Leben für die genannten Freiheiten. Ich weiß ja: im Himmel herrscht ewiger Frieden. Wenn dieses irdische Leben alles ist, was ich besitze, sieht das schon anders aus.
Apropos: Leben wir im Frieden? Wir freuen uns doch bestenfalls über einen Waffenstillstand.
Wer Frieden und Freiheit will, muss für Frieden und Freiheit kämpfen – mit Zivilcourage. Jetzt. Er muss nein sagen, wenn alle ja sagen. Sie muss ungehorsam sein, wenn andere gehorchen. Sie muss Mensch bleiben, wo sie zur Maschine gemacht werden soll.
Die SZ-Redaktion fragt auch: Welches Bild taucht vor ihrem inneren Auge auf, wenn Sie an Heldinnen, an Helden denken? Ich sehe die New Yorker Feuerwehrmänner, die am 11. 9. 2001 in das brennende World Trade Center laufen, um Menschen zu retten und Brände zu löschen. Sie kalkulierten ihren Tod ein und erledigten trotzdem ihren Job. Sie hätten gehen können. Aber sie blieben. Den Tod vor Augen.
Im aktuellen Spiegel überlegt ein Vater, ob sein Sohn Soldat werden solle. Der Vater war vor 40 Jahren mal friedensbewegt. Dafür schämt er sich ein bisschen. Sein Sohn ein Soldat? Es wird schon nicht so schlimm werden.
Dabei ist es Ernst: NATO-Generale träumen seit 2014 vom taktischen Atomkrieg, Putin träumt wer weiß was, aber nichts Gutes, die Waffenschmieden laufen auf Hochtouren. Politiker verkaufen Krieg als alternativlos. Das Volk schweigt, läuft mit und rüstet geistig auf.
Wer glaubt, sich drücken zu können, wird sein blaues Wunder erleben.
Kommentar schreiben